HD8761 Wasseraustritt am BG-Stößel & Kaffeesatz viel zu nass

[RainerH.]

Hallo liebe Saeco-Freunde,

nach fast vier Jahren problemlosen Betriebs zickt meine HD8761/01 jetzt mächtig herum und versucht gerade, mich in den Wahnsinn zu treiben, obwohl umfangreiche Mechanik- und Elektronikkenntnisse sowie ein Messgerät vorhanden sind. ;-)

Doch der Reihe nach: Vor einer Woche bemerkte ich, dass im Auffangbehälter nach dem Brühen von vier Tassen Kaffee ungewöhnlich viel Wasser stand. Im Tresterbehälter zeigte sich nicht der Kaffeesatz in seiner üblichen Konsistenz, sondern nur Matsch. Nachdem ich mehrere Foren (auch dieses hier) und Tutorials gewälzt hatte, ging's ans Werk. Brühgruppe, Raccord und Supportventil raus, zerlegt, gereinigt, sämtliche Dichtungen kontrolliert (waren alle okay), gefettet, alles wieder zusammengebaut. Die anschließenden Tests brachten keine Änderung, aber immerhin die Erkenntnis, dass beim Auswerfen des Satzes einige Milliliter Wasser am O-Ring des Stößels (in der Brühgruppe) herauslaufen. Das war früher nicht so.

Da wirklich alle Dichtringe, wie beschrieben, in Ordnung waren, vermutete ich eine verschlissene Brüheinheit und bestellte mir Ersatz. Doch auch die neue Einheit brachte keine Besserung, das Problem ist immer noch das gleiche.

In meiner Verzweiflung habe ich die Maschine nochmal zerlegt und jedes infrage kommende Teil zum zweiten Mal genau geprüft. Leider ergebnislos. Der Kaffee an sich scheint in Ordnung zu sein. Jedenfalls schmecke ich keinen Unterschied zu früher.

Hat jemand Erfahrungen mit einem so kniffligen Fall bzw. einen Tipp, was ich noch tun könnte?
Bin für jedem sachdienlichen Hinweis dankbar!

Viele Grüße
Rainer

 

[uhrmacher]

Im Testmodus die BG in Arbeitsstellung fahren und die Pumpe aktivieren und dabei schauen wo es raustritt

 

[RainerH.]

Danke für die schnelle Antwort. Während des Brühvorgangs ist alles dicht. Wie bereits geschrieben, läuft das Wasser am Stößel der Brühkammer heraus, sobald dieser nach oben geschoben wird, um den Satz auszuwerfen. Eigentlich macht das sogar Sinn, denn der Stößel verjüngt sich nach unten hin, so dass der Dichtring in diesem Bereich nicht mehr funktionieren kann. Mein Eindruck ist eher, dass "zu viel" Wasser im Spiel ist, was auch den völlig durchnässten Kaffeesatz verursacht. Wirklich erklären kann ich es mir aber nicht.

 

[RainerH.]

Zur Veranschaulichung habe ich zwei Bilder vom Stößel mit dem Dichtring hochgeladen. Bild 1 zeigt den sauber anliegenden O-Ring, Bild 2 die Lücken, die sich im verjüngten Bereich logischerweise ergeben, wenn der Satz ausgeworfen wird. Im Prinzip ist also klar, das hier Wasser abfließen kann. Das heiße Wasser wird nämlich unterhalb des Stößels eingefüllt, weshalb grundsätzlich immer etwas Wasser darunter zurückbleiben muss. Allerdings fließt bei einwandfrei arbeitenden Automaten an dieser Stelle praktisch kein Wasser ab (von ein bis zwei Tropfen abgesehen) und der Kaffeesatz ist vergleichsweise trocken. Kann mir jemand erklären, warum das bei intakten Maschinen so funktioniert? Das wäre die Lösung meines Problems.

Noch ein Nachtrag: Ich bekam den Hinweis, das Mahlwerk könnte defekt sein, weswegen zu wenig Kaffeepulver in der Brühkammer für den Wasserüberschuss verantwortlich wäre. Das habe ich auch geprüft, doch die Menge an Pulver ist völlig in Ordnung.

Danke & Grüße
Rainer

 

[uhrmacher]

Der Dichtring ist definitiv nicht iO. Ein guter Dichtring dichtet auch am unteren Ende der sich verjüngenden Stôsselstange! Wenn aber zu viel Wasser im Spiel ist, bedeutet dass definitiv zu wenig Pulver! Dies passiert bei den neuen Maschinen immer dann wenn die BG zu stramm geht und daher beim Verfahren zu viel Strom gezogen wird. Dann denkt der Prozzi an zu viel Kaffee und reduziert die Mahlmenge. Nach Behebung des Problems dauert es dann bis zu 20 Bezügen bis die Mahlmenge wieder korrekt justiert ist. Oder es liegt ein Problem im BG Antrieb vor welcher letztlich zu den selben Symptomen führt. Also mit neuer BG Mal 20 Kaffee ziehen und schauen was passiert.
Wenn Du die Getriebewand offen hattest, prüfe genau die Lage der Motorlager, wenn die verdreht montiert sind zieht der Motor zu viel Strom und Deine Maschine macht zu wenig Pulver!( Die Fläche muss nach vorne zeigen!)

 

[Gastroharry]

Also eine neue Stösseldichtung hat auch spiel.

Was ist eigentlich mit dem Stösselschaft?
Ist der geschmolzen?

 

[uhrmacher]

Also meine neuen Dichtungen fallen auch am unteren Ende vom Stößel nie von allein herunter!

 

[Gerti]

Was ist eigentlich mit dem Stösselschaft?
Ist der geschmolzen?

Die neuen Stössel haben diese Form.
Siehe Anhang.
Wenn bei der neuen Stösselform die Stösseldichtung im Zylinder auch nur wenig abgenutzt ist kommt es zum Wasseraustritt.
Beim alten (runder Stösselschaft) Stössel haben die Dichtungen sehr lange ihren Zweck erfüllt.
Soviel zur geplanten Obsoleszenz!

 

[Gastroharry]

Danke Gerti für die Aufklärung
Kann man die durch die Alten ersetzen?
Oder hat der Brühzylinder eine an Bohrung bzw. Form?
Jetzt verstehe ich die Aussage von Christoph auch!
Bei den Alten fällt die Dichtung durch.
Die Dichtungen sind doch gleich, oder!?!

Beim alten (runder Stösselschaft) Stössel haben die Dichtungen sehr lange ihren Zweck erfüllt.
Soviel zur geplanten Obsoleszenz!

Tja warum muss man sowas nur ändern

 

[Gerti]

Kann man die durch die Alten ersetzen?

Die Dichtungen sind doch gleich, oder!?!

Bei der neuen Ausführung habe ich noch keine Dichtung erneuert. Theoretisch sollte die neue Ausführung des Stössels mit der alten Ausführung kompatibel sein. Ebenso die Stösseldichtung.
Christoph weis da sicher genaueres.

 

[Majolika]

gerti bei deiner schon ist der stößel auch nur auf zwei seiten kleiner.
aber im bild von RainerH.ist doch der stößel konisch,
schau habe das gefunden -- hier --er dichte auf seiner ganzen länge.

 

[Gerti]

aber im bild von RainerH.ist doch der stößel konisch,

Ich würde sagen das täuscht optisch.
@Majolika :
Laut Deinem Link kann man die alte (runde) Ausführung des Stösselschaftes ohne weiteres statt des neuen abgeflachten Stösselschaft verwenden.

 

[uhrmacher]

ich denke der neue Stößelschaft soll dem Problem der SAS Reglung mit strammen BG-Dichtungen entgegenwirken und hätte ggf zudem den Vorteil dass das Restwasser aus der Brühkammer nicht erst zurück zum Supportventil laufen muss und dort auch noch für Schmodder sorgt, sondern direkt aus der BG in die Tropftasse abläuft.
Dass es sich meim TE um einen solchen neuen Stößel handelt hatte ich auf den Bildern zuerst garnicht erkannt.

 

[Gerti]

ich denke der neue Stößelschaft soll dem Problem der SAS Reglung mit strammen BG-Dichtungen entgegenwirken

So hab ich das noch gar nicht betrachtet. Klingt aber plausibel.

 

[RainerH.]

Vielen Dank an Uhrmacher und alle anderen für die Tipps und Hinweise!

Ich habe die Maschine nochmal zerlegt und jedes Bauteil penibel geprüft. So wie der Stößelschaft geformt ist, hat der Dichtring gar keine Chance, diesem Profil zu folgen. Denn selbst einem brandneuen O-Ring fehlt dafür rund ein Millimeter Material auf der Innenseite. Es dürfte also beabsichtigt sein, das Wasser ab einem gewissen Punkt ablaufen zu lassen. Ich

werde mir das in nächster Zeit weiter anschauen und wenn's nervt bestelle ich den "alten" Stößel, wie ihn Majolika gepostet hat. Wie's aussieht, sollte der auch passen.​

Die Motorlager und das Getriebe waren tiptop. Und da es schon mal zerlegt war, habe ich alle Getriebeteile, die Schnecke und Wellen neu gefettet.

Der Hinweis

Nach Behebung des Problems dauert es dann bis zu 20 Bezügen bis die Mahlmenge wieder korrekt justiert ist. Oder es liegt ein Problem im BG Antrieb vor welcher letztlich zu den selben Symptomen führt. Also mit neuer BG mal 20 Kaffee ziehen und schauen was passiert.

war übrigens zutreffend. In den letzten Tagen habe ich acht oder neun Tassen brühen lassen und mittlerweile ist der Kaffeesatz wieder so wie er sein soll. Erstaunlich, wie wenig Pulver den Unterschied ausmacht. Das hat mich wirklich überrascht...

Danke nochmal für Eure Unterstützung!


Viele Grüße
Rainer